Bei ausreichendem Wasserstand kann man bereits in Qafzezi einbooten. Nachdem die fast 40km lange Strecke bis Lapani nicht in einem Tag zu schaffen ist, muss man zwischendurch Zelten. Da entlang der beiden oberen Teilstrecken weder Straße noch Weg führt und man sich in totaler Einsamkeit weit weg von irgend welchen Besiedlungen befindet, ist nur an einer einzigen Stelle bei einer Brücke südwestlich von Luarasi ein Fahrzeugkontakt möglich. Man muss daher die Zeltausrüstung entweder im Boot mitführen oder sie zu dieser Brücke bringen lassen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass der Weg von Luarasi dorthin derart schlecht ist, dass er nur mit einem extrem geländegängigen Fahrzeug befahren werden kann. Außerdem benötigt man einen Einheimischen, um den Weg dorthin überhaupt zu finden.
Weil bei unserer Befahrung der Wasserstand in Qafzezi zu knapp war, mussten wir auf die erste Etappe, in der die Schwierigkeiten laut Gent Mati bis WW IV gehen, verzichten und konnten erst bei dieser Brücke einbooten. Um mit den Booten dorthin zu kommen, haben wir für diese abenteuerliche Strecke von Holzfällern, die zufällig in der Gegend arbeiteten, einen alten, klapprigen Militär-LKW mit 70cm Bodenfreiheit angeheuert.
Im ersten Drittel der vor uns liegenden, rund 25km langen Tagesetappe bis zum Beginn des großartigen Canyons fließt der noch kleine Osum in einem engen Tal über viele, nette, kleine, etwas verblockte Schwälle, die bei unserem Wasserstand von knapp 10m³/s kaum WW III überstiegen. Bei diesem Durchfluss ist diese Etappe noch gut fahrbar, obwohl ein wenig mehr angenehmer gewesen wäre. Das Wasser war sauber, wenn auch nicht ganz glasklar.
In der Folge öffnet sich das Tal, wir paddeln weiterhin über amüsante kleine Stufen durch ansprechende Landschaft entlang geologisch interessanten Felsformationen. Nach einiger Zeit tauchen vor uns auf beiden Seiten hohe Felswände auf, und der Osum durchbricht nahe der Ortschaft Micani in einem gewaltigen, engen Canyon einen Kalkriegel. Die Szene erinnert an die südfranzösischen Schluchten von Tarn und Ardeche.
Danach geht es entlang interessanter Gesteinsformationen unschwer bis Lapani, wo wir r vor dem großen Canyon ausbooten, um in einem einfachen Gastlokal in gepflegter Atmosphäre unser von den Hirten gegrilltes verspätetes Osterlamm zu genießen.
Eine Weile nach unserer Ankunft kam auch Cimi, unser albanischer Fahrer, der in 10-stündiger Fahrt unseren Bus mit unserem Gepäck über einen Umweg von 300km auf teils schlechten Straßen von Lapani bis hierher überstellt hat! Dieser Umweg war notwendig, weil einige, in den Karten eingezeichnete und kürzer erscheinende Straßen oder Wege nicht mehr befahrbar sind. Weil es leicht zu regnen begann, überließ uns der Wirt zum Übernachten die Gaststube, und wir brauchten die Zelte nicht aufzustellen.
Der nun folgende 10km lange Canyon übertraf alle unsere Erwartungen. Bis zu 100m steigen l und r senkrechte Felswände auf, dazwischen nur der Fluss und ein paar Schotterbänke. Im Kernstück ist die Schlucht oft nur 2 - 3m breit. An mehreren Stellen stürzen Wasserfälle über die Felswände und landen als schöne Schleier am Schluchtgrund. Nach jeder Flussbiegung ist man erneut überrascht und kann sich kaum sattsehen.
Paddeltechnisch sind im Canyon keine größeren Schwierigkeiten, der Fluss übersteigt nie WW II. Einzige, worauf man hin und wieder aufpassen muss, sind Prallwände, die man aber meistens über Schotterbänke überheben könnte. Die Durchflussmenge in der Klamm ist infolge einiger Zuflüsse auf rund 15m³/s angestiegen. Erst kurz vor Corovoda weitet sich die Schlucht, bis man schließlich bei einer Straßenbrücke im Stadtgebiet linksufrig gut ausbooten kann.
Zwischen Lapani und Corovoda verläuft eine Straße entlang des Canyons, es gibt jedoch infolge der hohen, senkrechten Wände keine Möglichkeit für Fahrzeugkontakte.
Detaillierte Beschreibung mit ca. km Angaben:
0 | Ursprung des Osum im knapp 2400m hohen Ostrovicagebirge. |
26 | Qafzezi, mögliche oberste Einbootstelle bei ausreichendem Wasserstand. Die folgende Strecke bis km 41 wurde von uns wegen Wassermangels nicht befahren. Sie soll laut Angaben von Gent Mati Schwierigkeiten bis WW IV aufweisen. |
41 | Brücke südwestlich von Luarasi. Einbootstelle, wenn in Qafzezi zu wenig Wasser ist. Die Zufahrt zu dieser Brücke ist nur von Luarasi aus möglich. Dieser Weg ist derart schlecht, dass er nur mit einem extrem geländegängigen Fahrzeug befahren werden kann. Außerdem benötigt man einen Einheimischen, um den Weg dorthin überhaupt zu finden. In den nun folgenden 6km durchfließt der Osum in nordwestlicher Richtung ein schmales, mit Felsblöcken übersätes Tal, die im Flussbett viele nette kleine Schwälle bis zum guten dritten Schwierigkeitsgrad bilden. Diese Angaben basieren auf einer Schüttung von rund 10m³/s. |
47 | Das Tal biegt nach Westen und weitet sich, die ruhigen Abschnitte zwischen den Schwällen werden länger. An einigen Stellen geologisch interessante Felsformationen. |
53 | Beginn des Micani Canyons. Der Osum durchbricht ohne paddeltechnisch größere Schwierigkeiten in einer rund zwei km langen, imposanten Schlucht einen Bergkamm. Danach geht es ohne nennenswerte Schwierigkeiten, vorbei an interessanten Gesteinsformen bis nach Lapani. |
66 | Lapani, Brücke, Busstation mit einfacher Gastwirtschaft. Beginn des großartigen, 10km langen Canyons. Ende der vorherigen Etappe und Start zum folgenden Canyon. Aus- bzw. einbooten r bevor die Schlucht beginnt und ein Weg zum Fluss herunter führt. Im nun folgende 10km langen Canyon fließt der Osum zwischen bis zu hundert m hohen senkrechte Felswänden, dazwischen nur der Fluss und ein paar Schotterbänke. Im Kernstück ist die Schlucht oft nur zwei bis drei m breit. An mehreren Stellen stürzen Wasserfälle über die Felswände und landen als schöne Schleier am Schluchtgrund. Paddeltechnisch sind im Canyon keine größeren Schwierigkeiten, der Fluss übersteigt nie den zweiten Grad. Das Einzige, worauf man hin und wieder aufpassen muss, sind Prallwände, die man aber meistens über Schotterbänke überheben könnte. Die Durchflussmenge in der Schlucht betrug rund 15m³/s. |
76 | Stadt Corovoda. Ausbooten l bei der Straßenbrücke. |
Dieser Beschreibung liegt eine Befahrung durch eine siebenköpfige Naturfreunde Lehrwartegruppe und des damals einzigen albanischen Paddlers Gent Mati Anfang April 2002 zugrunde.
Danke Peter Reithmaier für deine Beschreibung!